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INHALTSÜBERSICHT

 

ECKDATEN DER EPOCHE

Der Wilde Westen bildet in der US-amerikanischen Geschichte eine Epoche, die durch viele Legenden geprägt ist. Es dominiert das Bild einer Zeit, in der die weißen Einwanderer die nordamerikanischen Indianer vollends zurückdrängen und Gewalt in den neu erschlossenen Siedlungsgebieten an der Tagesordnung ist. Die Geschichte des Wilden Westens zwischen den 1840er Jahren und ca. 1890 ist aber auch untrennbar verbunden mit dem Weg der USA zum modernen Staat der heutigen Zeit.

Staatsgewalt noch unorganisiert

Die USA haben bereits 1776 ihre Unabhängigkeit erklärt und aus 13 Kolonien einen Staat geformt. Die Ausdehnung der Vereinigten Staaten ist aber auch in der Epoche des Wilden Westens noch nicht abgeschlossen, sondern setzt sich in besonders großen Schritten fort. In der Mitte des 19. Jahrhunderts sind die USA daher im Inneren deutlich anders geordnet als anderen Staaten der Zeit. Während die äußeren Grenzen im Wesentlichen den heutigen entsprechen, ist die Staatsgewalt in großen Teilen des Landes noch unorganisiert.

Territories

In den sogenannten "Territories", die den größten Teil der westlichen USA bilden, haben sich noch keine Bundesstaaten formiert. Im Vergleich zu den geordneten Staatsgebieten an der Ostküste reicht der Arm des Gesetzes in einem Territory nicht sehr weit, das Land ist noch nicht flächendeckend von weißen Siedlern erschlossen. Doch die Pionierzeit, in der die "Eroberung des Westens" auf Kosten der Indianer vorangetrieben wird, neigt sich bereits in schnellen Schritten ihrem Ende zu.

MYTHOS UND REALITÄT

Die Namen, die in der heutigen Zeit mit der Epoche des "Wilden Westens" fest verbunden sind, stehen vor allem für zwei Dinge: die Indianerkriege und die Gesetzlosigkeit in den Territories.

Die Darstellung in der Literatur, genau wie später auch im Film, löst sich schon früh von realen Ereignissen und wird zum Teil durch Autoren geprägt, die nie selbst bis nach Amerika gekommen sind.

INDIANER

Der Konflikt zwischen weißen Siedlern und den nordamerikanischen Ureinwohnern bleibt im Gedächtnis durch Offiziere wie General Custer, der vom Berufssoldaten im Bürgerkrieg zum Berufssoldaten in den Indianerkriegen wurde. Ihm standen Kriegshäuptlinge wie Sitting Bull und auch Crazy Horse gegenüber, die ein Symbol für die erbitterte Gegenwehr der Indianer sind. Die letzten Indianerstämme ergaben sich erst in den 1880er Jahren, um von dieser Zeit an in Reservaten zu leben.

Besonders in der späteren Darstellung der Indianer verschwimmen Realität und Fiktion vollkommen. Im deutschen Sprachraum sind die berühmten Romane von Karl May (1842 – 1912) ein typisches Beispiel hierfür. Der Indianer ist wahlweise ein barbarischer Krieger, dem jedes Mitgefühl fremd ist, oder aber ein edler Wilder, dessen natürliche Lebensweise eine bewundernswerte Moral hervorbringt. Ein realistischeres Bild der Ereignisse setzt sich erst viele Jahrzehnte später durch.

REVOLVERHELDEN

Der Western als Film-Genre hat vor allem die Revolverhelden zum Aushängeschild des Wilden Westens gemacht. Unter den bekanntesten Personen befinden sich Verbrecher wie Jesse James, mysteriöse Gestalten wie Billy the Kid und auch legendäre Gesetzeshüter, zu denen Wyatt Earp gehörte.

Besonders bei der Bewunderung der "Gunmen" mit dem lockeren Zeigefinger verschwimmen historische Fakten und spätere Dichtung auf eine Art, die typisch ist für ein romantisiertes Bild des Wilden Westens.

VOM WILDEN WESTEN ZUM GEORDNETEN STAAT

Obwohl die USA schon seit ihren frühen Jahren mit einem Grenzland zu kämpfen haben, in dem sie Krieg gegen Indianer führen und neue Siedlungsgebiete erschließen, wird mit dem Begriff vom Wilden Westen nur eine späte Phase dieser Entwicklung beschrieben. Auch der Amerikanische Bürgerkrieg von 1861 bis 1869 fällt in diese Jahre. Er hat das Bild von den verrohten Verhältnissen der Zeit stark mitgeprägt.

In den späten 1840er Jahren haben die USA ihre Gebietsansprüche auf dem nordamerikanischen Festland weitgehend durchgesetzt. Der Mexikanisch Amerikanische Krieg ist beendet und viele Menschen suchen ihr Glück in den scheinbar grenzenlosen Gebieten des Westens, wo noch für jeden Abenteurer ein Stück Land zu finden ist.

Noch gibt es an der Westküste keine Bundesstaaten, doch die Besiedlung der Territories ist ein festes politisches Ziel. Die Geschichte des Wilden Westens ist vor allem eine Geschichte des Vorstoßens in Gebiete, die in dieser Zeit als unzivilisiert und gefährlich gelten.

1890: Das Ende des Wilden Westens

Der Wilde Westen findet daher auch mit der fortschreitenden Besiedlung und dem Sieg der US-Armee über die Indianer ein Ende. Um das Jahr 1890 gilt diese Phase der Kolonisierung Nordamerikas als abgeschlossen und es beginnt sogleich die Legendenbildung um den Wilden Westen.