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Pearl Harbor vor 1941

Die Bucht von Pearl Harbor wird von den Hawaiianern ursprünglich „Puʻuloa“ („langer Hügel“) oder „Wai Momi“ genannt, was so viel heißt wie „Gewässer der Perle“. Schon im frühen 19. Jahrhundert werfen die USA ein Auge auf das Gebiet, die Vereinigten Staaten wollen ihre Präsenz im Pazifik verstärken. Ab 1887 unterhalten die Amerikaner in der Bucht einen Hafen, gut zehn Jahre später – mit der Annektierung Hawaiis – wird Pearl Harbor zum Hauptquartier der Pazifikflotte der US-Marine ausgebaut. In den Folgejahren entsteht dort eine Schiffswerft, zudem wird die Zufahrt erweitert sowie ein tiefer Kanal und ein Hafenbecken fertiggestellt.

Die Jahre vor dem Angriff

Bereits in den Jahren vor 1941 geraten die expandierenden Mächte Japan und USA immer wieder in Konflikt miteinander. Im Japanisch-Chinesischen Krieg sind die USA zunächst neutral, aufgrund verschiedener Militäraktionen und Berichten anhaltender Gräueltaten, unterstützen die Amerikaner dann jedoch China – unter anderem mit Material und einem Jagdgeschwader. Zudem reagiert die amerikanische Regierung unter Franklin D. Roosevelt auf japanische Militäraktionen in China und anderen asiatischen Staaten mit einem vollständigen Öl-Embargo.

Schon während der Verhandlungen zwischen den beiden Staaten bereitet Japan den Krieg vor. Die Amerikaner fordern in der sogenannten „Hull-Note“ den vollständigen Abzug Japans aus China und Französisch-Indochina, was von Premierminister Hideki als Ultimatum aufgefasst wird. Japan entschließt sich endgültig zum Krieg gegen die USA, jedoch ohne rechtzeitig eine Kriegserklärung abzugeben. Noch am selben Tag starten japanische Streitkräfte in Richtung Pearl Harbor, um die US-Pazifikflotte auszuschalten.  

Der Überfall auf Pearl Harbor

Unbemerkt kann sich die japanische Flotte Hawaii nähern. In den Morgenstunden des 7. Dezembers 1941 greift die japanische Luft- und U-Bootwaffe Pearl Harbor an. Die sonntägliche Attacke kommt überraschend, die US-Armee ist nicht darauf vorbereitet und kann erst spät reagieren. Obwohl sie herannahende Flugzeuge auf dem Radar feststellt, wird zunächst kein Verdacht geschöpft – die Verantwortlichen gehen davon aus, dass es sich um eigene Maschinen handelt. Da die japanischen Angreifer zudem eine Funksperre abgemacht haben, kann das US-Militär keine Funksprüche abhören.

In zwei Angriffswellen zerstören die japanischen Streitkräfte mithilfe von über 350 Flugzeugen insgesamt acht große Schlachtschiffe komplett, viele weitere werden beschädigt. Als größter Verlust gilt die USS Arizona, die mit 1.100 unter Deck befindlichen Soldaten vollständig sinkt. Insgesamt sterben bei den Angriffen 2.403 Amerikaner, knapp 1.200 werden verletzt. Auf Seiten der Japaner ist lediglich ein Verlust von 29 Fliegern und einigen kleinen U-Booten zu verzeichnen. Insgesamt sterben auf japanischer Seite 64 Menschen.

Die Folgen von Pearl Harbor

Der Angriff auf den amerikanischen Marinestützpunkt hat weitreichende Folgen: Zwar ist die amerikanische Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg pazifistisch eingestellt und die USA halten sich zunächst aus den Geschehnissen in Europa weitestgehend heraus – der Überfall auf Pearl Harbor ändert die Stimmung im Land jedoch drastisch. Am 8. Dezember 1941 erklären die Vereinigten Staaten zunächst Japan den Krieg, kurz darauf erklären Japans Verbündete Deutschland und Italien den USA den Krieg: Die in Europa anhaltendenden militärischen Auseinandersetzungen werden zum Weltkrieg.

In den USA gilt Pearl Harbor bis heute als Symbol einer hinterhältigen und heimtückischen Attacke, da der Angriff ohne vorherige Kriegserklärung erfolgte. Er geht als „Tag der Schande“ in die Geschichtsbücher ein. Zwar beginnt Tokio bereits am 6. Dezember 1941 mit der Übermittlung einer Note, in der man die Verhandlungen als gescheitert erklärt. Allerdings erreicht diese Washington erst komplett, als die ersten Angriffe schon geflogen sind. Zudem enthält die Nachricht keine offizielle Kriegserklärung.

Auch wenn Japan mit Pearl Harbor zunächst ein militärischer Erfolg gelingt, gilt der Angriff später als strategischer Fehler. Durch das Eingreifen der USA in den Zweiten Weltkrieg haben es Deutschland, Italien und Japan plötzlich mit einem der militärisch stärksten Staaten der Welt zu tun. Auch der Abwurf der Atombomben über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 wird teilweise als Racheaktion der USA für Pearl Harbor gesehen. Dabei sterben Hunderttausende Japaner, bis heute leiden die Menschen unter den Spätfolgen.  

Pearl Harbor heute

Noch immer dient Pearl Harbor als Hauptquartier der Pazifikflotte der US-Marine. Heute befinden sich dort zudem mehrere Gedenkstätten. Über dem Wrack der USS Arizona, welches weiterhin auf dem Meeresgrund liegt, hat eine schwimmende Gedenkstätte namens „USS Arizona Memorial“ für Besucher geöffnet. Außerdem kann das Museumsschiff USS Missouri besichtigt werden, auf dem am 2. September 1945 die endgültige Kapitulation Japans unterschrieben wurde.

Aufgrund der historischen Bedeutung gilt Pearl Harbor als sogenannter „Historic District“. In den vergangenen Jahrzehnten hat es zahlreiche Filme über den folgenschweren Angriff der Japaner gegeben, darunter die amerikanisch-japanische Co-Produktion „Tora! Tora! Tora!“ von 1970, deren Titel sich auf einen durch die Amerikaner falsch interpretierten Funkspruch der Japaner bezieht. Auch die Hollywoodproduktion „Pearl Harbor“ aus dem Jahre 2001 wird ein weltweiter Erfolg, enthält jedoch etliche historische Fehler.

Bis heute halten sich Verschwörungstheorien, die amerikanische Regierung beziehungsweise das Militär habe zuvor von dem Angriff gewusst. Anhänger dieser Idee behaupten, die USA seien dennoch nicht eingeschritten, da die Verantwortlichen glaubten, die US-Bevölkerung nach einer Attacke auf das eigene Land leichter vom Eintritt in den Zweiten Weltkrieg überzeugen zu können.