Wilhelm Gustloff 1945

Die Wilhelm Gustloff läuft im Jahr 1937 in Hamburg das erste Mal vom Stapel und ist zu der Zeit das weltweit größte Kreuzfahrtschiff. Ihre letzte Reise tritt sie zum Ende des Zweiten Weltkriegs an, allerdings nicht mehr zu Vergnügungszwecken, sondern als Flüchtlings- und Verwundetentransporter. Am 30. Januar 1945 soll die Wilhelm Gustloff schätzungsweise rund 10.000 Menschen vor der Roten Armee retten und über die Ostsee evakuieren, von Gotenhafen in der Danziger Bucht nach Swinemünde. An Bord sind hauptsächlich Zivilisten, in der Mehrheit Frauen und Kinder, und einige Hundert Soldaten. Ausgelegt ist der Riesendampfer allerdings nur für 2.000 Menschen, er ist also extrem überladen, als es zur Katastrophe kommt.

Bei eiskalten minus 18 Grad wird das Schiff am späten Abend von drei Torpedos getroffen, abgefeuert von einem russischen U-Boot, das die Wilhelm Gustloff für ein Kriegsschiff hält. Es bekommt sofort Schlagseite, auf den unteren Decks bricht Panik aus und viele Menschen werden auf den Gängen zu Tode getrampelt. Auf den viel zu wenigen Rettungsbooten spielen sich Dramen ab, als sich verzweifelte Menschen an den Rand klammern, um mitgenommen zu werden. Wer in die Ostsee gespült wird, hat im zwei Grad kalten Wasser keine Chance, zu überleben. Ein herbeieilendes Torpedoboot kann mehr als 500 Menschen retten und wird dabei fast noch selbst von dem russischen U-Boot getroffen.

Insgesamt verlieren mehr als 9.000 Menschen ihr Leben an Bord der Wilhelm Gustloff. Dieses Ereignis gilt bis jetzt als größtes Unglück der Seefahrtsgeschichte.

Dona Paz 1987

Die Doña Paz ist ein japanischer Frachter, umgebaut zum Passagierschiff, das sich im Dezember 1987 unter philippinischer Flagge auf die Reise von Leyte nach Manila begibt. Mit 4.500 Passagieren ist die Doña Paz hoffnungslos überladen, laut Zeugenaussagen teilen sich bis zu fünf Menschen eine Matratze oder schlafen sogar an Deck. Es ist Nacht, als als das Schiff aus ungeklärten Gründen mit dem Öltanker MS Vector kollidiert – trotz guter Sichtverhältnisse auf See.

An Bord bricht rasend schnell ein Feuer aus und schließt die Passagiere im Inneren des Schiffs ein, wo sie verbrennen oder an Rauchvergiftung sterben. Da die Brücke zerstört ist, kann tragischerweise kein einziges Rettungsboot zu Wasser gelassen werden. Menschen, die ihre Flucht ins Wasser suchen, verbrennen auch hier durch einen in Flammen stehenden Ölteppich. Auslaufendes Öl aus der MS Vector hat sich dort entzündet.

4.386 Menschen verlieren beim Unglück der Doña Paz ihr Leben, nur sage und schreibe 24 können sich retten – darunter zwei Besatzungsmitglieder der MS Vector. Die Katastrophe gilt als schlimmstes  Schiffsunglück in Friedenszeiten und die Doña Paz wird mitunter auch als die "Titanic Asiens" bezeichnet.

Estonia 1994

Als die Ostsee-Autofähre Estonia am 28. September 1994 die estnische Hauptstadt Tallinn in Richtung Stockholm verlässt, hat sie bereits deutlich Verspätung, zudem muss sie sich ihren Weg durch einen heftigen Sturm bahnen. Die knapp 1.000 Menschen an Bord ahnen nicht, welche Tragödie sich bald in baltischen Gewässern abspielen wird. Kurz nach Mitternacht bricht die Halterung der Verladeluke für die Autos und durch jede der fünf Meter hohen Wellen werden gigantische Wassermassen ins Schiff gedrückt, das in nur 30 Minuten komplett vollläuft und sinkt.

Nur 137 Passagiere können in der bitterkalten Ostsee bei 13 Grad Wassertemperatur so lange überleben, bis sie von Rettungshubschraubern und zur Hilfe kommenden Schiffen gerettet werden. 852 kommen ums Leben. Besonders tragisch: Die Estonia liegt noch heute versiegelt auf dem Meeresgrund, einschließlich der Toten an Bord, die es in der Kürze der Zeit aus ihren Kabinen nicht mehr an Deck geschafft hatten. Die schwedische Regierung verbietet es, sich dem Wrack zu nähern und schürt auf diese Weise Verschwörungstheorien – denn wirklich geklärt ist der Grund für die Katastrophe bis heute nicht. Auch der offizielle Bericht zum Unglück weist Lücken auf, bei der Untersuchung sollen wichtige Fakten unterschlagen worden sein.

Joola 2002

1990 in der Neuen Germersheimer Schiffswerft in Rheinland-Pfalz gebaut, legt die Joola am 26. September 2002 in Ziguinchor im Südsenegal ab, um sich mit rund 2.000 Menschen an Bord auf den Weg in die Hauptstadt Dakar zu machen. Ein Großteil der Passagiere sind Studenten, die zum Semesterbeginn wieder in Dakar sein müssen. Ausgelegt ist die Fähre allerdings nur für 580 Passagiere inklusive Besatzung - auch bei diesem Unglück ist das Schiff also viel zu stark beladen mit Menschen und Fracht.

Am späten Abend gerät die Joola vor der Küste Gambias in einen Sturm, dem sie nicht gewachsen ist. Schon nach fünf Minuten kentert sie, der Strom fällt aus und zu sehen ist nur noch der Rumpf, der sich über Wasser hält. Wer kann, rettet sich ins Wasser, doch der starke Sog des Schiffs zieht viele mit sich. Fischerboote eilen im Laufe der Nacht und am nächsten Tag herbei und sammeln Überlebende auf, die sich mithilfe von Holzplanken über Wasser halten konnten. Erst um 15 Uhr zieht es auch den Rumpf unter Wasser und mit ihm die Menschen, die es nicht herausgeschafft haben.

Etwa 1.800 Menschen kommen bei dem Unglück ums Leben, das als schlimmste Schiffskatastrophe Afrikas gilt. Nur 64 Passagiere können gerettet werden, darunter eine einzige Frau.

Fazit

Der Untergang der Titanic 1912 mit 1.503 Opfern ist die wohl bekannteste, aber in Sachen Opferzahlen nicht die schlimmste Schiffskatastrophe aller Zeiten. Als das größte Seeunglück gilt der Untergang der Wilhelm Gustloff 1945, bei dem rund 9.000 Menschen ihr Leben verlieren. Bei der Kollision der "Titanic Asiens", der Doña Paz, mit einem Öltanker sterben 1987 mehr als 4.000 Passagiere, während das tragische Unglück der Estonia 1994 ganze 852 Menschenleben fordert. Weniger gut dokumentiert ist das Unglück der Joola vor der Küste Gambias 2002: Etwa 1.800 Personen lassen hier ihr Leben.